Ich traf auf Betroffene, die wie ich, in jungen Jahren ein Stoma bekommen hatten und dennoch ihre Pläne von der Zukunft nicht aus den Augen verloren.
Verfasst von Annika
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Normalerweise geht es in den Youtube-Videos von Hannah Witton um Sex, Beziehungen und Feminismus. Doch seit Anfang des Jahres ist auch ein weiteres Thema sehr präsent auf ihrem Kanal: ihr Stoma, ein künstlicher Darmausgang. Witton leidet an Colitis Ulcerosa, einer Krankheit, die genau wie Morbus Crohn zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gehört. Das Immunsystem greift dabei den Darm an, sodass die Betroffenen immer wieder an blutigen Durchfällen und Bauchschmerzen leiden. Bei Manchen treten die Symptome durchgängig auf, bei anderen verläuft die Krankheit in Schüben und lässt sich in den Phasen dazwischen mit den richtigen Medikamenten so einstellen, dass die Betroffenen uneingeschränkt ihren Alltag leben können. So war es auch bei Witton. Erst im Sommer des letzten Jahres verkündete sie in einem Video: „Ich schätze mich ziemlich glücklich, weil ich seit zehn Jahren keinen ernsthaften Schub mehr hatte.“
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hannahwitton
Health update: yesterday I had surgery. I no longer have a colon - good riddance! I am now the proud owner of a stoma and I poo into a bag 💩💩💩 on lots of morphine recovering from surgery but I’m going to be okay!!! 😄 hannahwitton
Here’s my #ileostomy bag and my healing surgery scar. Thought I’d document what my body looks like now. It’s different but I still love it... |
Unter dieser psychischen Belastung leiden Betroffene genauso, wie unter den körperlichen Symptomen. Mehr als ein Drittel der Menschen mit Morbus Crohn hat Depressionen. Darum ist es wichtig, Möglichkeiten zu schaffen, sich mit anderen auszutauschen, die das eigene Leid nachvollziehen können. Jana ist mit vielen Menschen in Kontakt, die auch an chronischen Krankheiten leiden. „Man merkt, dass man mit solchen Menschen einfach gut über Probleme reden kann. Es ist schwierig, Menschen zu finden, mit denen das geht. Wer selber nicht krank ist, kann einfach nicht nachvollziehen, wie es einem wirklich geht. Für sowas ist das Internet genial. Ich kann mit allen Menschen auf der ganzen Welt schreiben und merke so, dass ich nicht alleine bin.“
Darum lohnt es, über Menschen wie Hannah Witton zu sprechen. Diejenigen, die mit ihren Erkrankungen offen umgehen, normalisieren dadurch lebensrettende Hilfsmittel wie Stomabeutel, zeigen die Diversität von Schönheit und klären diejenigen, die nicht selbst betroffen sind, auf. Witton selbst gibt auf ihrem Twitter-Account immer wieder Updates darüber, wie sie ihren neuen Alltag meistert. Auch sie hat damit zu kämpfen, dass man ihr von außen nicht unbedingt ansieht, wie es ihr geht und dass sie sich gerade von einer Operation erholt. Darum hat sie einen Gehstock. „Das Ding wird hoffentlich dabei helfen, dass Menschen geduldiger mit mir sind und mir ihren Platz in der Bahn geben.“ |
hannahwitton
Ya girl got a walking stick! This thing will hopefully tell people to be patient & careful around me & give me a seat on the tube. I’ll be less scared of going out alone so I’m looking forward to some new independence in this recovery process! |
Katharina Alexander ist in Hamburg geboren, inzwischen schreibt sie in Berlin. Ihr Masterplan für eine bessere Welt setzt auf intersektionalen Feminismus und die Erkenntnis, wie sexy Nachhaltigkeit ist. Außerdem sucht sie nach einer Möglichkeit, ihre Zimmerpflanzen langfristig am Leben zu erhalten.
Erreichbar per E-Mail unter katharina.alexander@ze.tt und via Twitter unter @Katlexander. |
Österreichische ILCO Stoma-Dachverband
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