Ich kann alles - auch mit Stoma!
Rita Hofmeister lebt seit einem Jahr mit einem Stoma. Sie ist Autorin und Advokatin für ganzheitliche Gesundheit & Self-Empowerment. Sie ist Yoga-Lehrerin, Impuls Master Practitioner und war Obfrau der Endometriose Vereinigung Austria (EVA). Durch ihre Arbeit inspiriert sie Menschen dazu, selbstbestimmter zu handeln und den Mut zu (Lebens-) Veränderungen aufzubringen. Für uns berichtet sie von ihrer persönlichen Geschichte. Mit fünfundzwanzig hörte ich beim Frauenarzt zum ersten Mal das Wort „Endometriose“. Eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Zellen sich irgendwo im Körper ansiedeln und Entzündungen, Verwachsungen und höllische Schmerzen verursachen. Diese Zellen sind zwar gutartig, vermehren sich aber, und können in Organe wie zum Beispiel Blase oder Darm hineinwuchern.
Als Therapie schlug mein Arzt eine Operation mit Gebärmutter-Entfernung und vorübergehendem künstlichem Darmausgang vor. Die Aussicht, möglicherweise meine Gebärmutter zu verlieren, erschreckte mich nicht so sehr, wie die Vorstellung eines künstlichen Darmausgangs. Für mich damals der absolute Horror! Ich lehnte dankend ab. |
Drei Jahre später waren die Schmerzen aber nicht mehr auszuhalten, und ich ließ mich operieren. Aber nur, weil mein neuer Arzt versprach, ein Stoma zu vermeiden. Die OP dauerte sieben Stunden, ein Stück Dickdarm wurde entfernt, aber ich wachte ohne Stoma auf. Die Naht im Darm verheilte allerdings schlecht, eine Weile musste ich sogar künstlich ernährt werden, um den Darm ruhigzustellen. Aber schlussendlich war alles gut. In den Jahren danach plagten mich zwar ab und zu Verdauungsbeschwerden und ins Bein ausstrahlende Kreuzschmerzen. Aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Bis die Schmerzen immer mehr wurden und sich zwölf Jahre später so zuspitzten, dass ich keinen Tag mehr ohne Schmerzmittel auskam und mein Bein nicht mehr normal bewegen konnte.
Es stellte sich heraus, dass da ein faustgroßer Abszess an der alten Darm-Naht war, mit Fistelgängen in einen Muskel, die die Schmerzen im Bein erklärten. Eine Operation war unumgänglich. Wieder entschied ich mich aus Angst gegen das Stoma und ließ einen kolo-analen Durchzug machen. Der Eingriff machte mich stuhlinkontinent – und nach fünf Monaten waren die Beschwerden wieder da. Schlimmer als davor, mit Fisteln in Scheide und Schamlippe, durch die unkontrolliert Stuhl floss.
Nun hatte ich keine andere Chance mehr, und ein Stoma wurde angelegt. Nur drei Tage nach der OP brauchte ich keine Schmerzmittel mehr. Noch einmal drei Tage später konnte ich nach Hause gehen. Ich erholte mich in rasantem Tempo und mein Stoma war von Anfang an kein Problem für mich. Fünfzehn Jahre lang war meine größte Angst die vor einem künstlichen Darmausgang gewesen. Heute kann ich mir nicht vorstellen, ihn wieder herzugeben.
Der Weg, den ich seit der Endometriose-Diagnose gehen musste, hat mich sehr verändert. Ich habe damals begonnen, mich mehr und mehr einem ganzheitlichen Weg zu verschreiben, darauf achtzugegeben, was meine Symptome mir sagen wollen, und basierend darauf mein Leben in neue Bahnen zu lenken. Die ganzheitliche Betrachtung von (gesundheitlichen) Herausforderungen habe ich sogar zu meinem neuen Beruf gemacht.
Und ich habe ein Buch darüber geschrieben – einen Selbsthilfe-Ratgeber zum Thema Endometriose. Das Buch ist sehr erfolgreich, und ich habe Blut geleckt. Bücher zu schreiben, und auf diesem Weg viele Menschen zu inspirieren, ist Mittelpunkt meines beruflichen Lebens geworden. Das zweite Buch ist schon im Entstehen.
Es wird ein Stoma-Mutmach-Buch. Ich möchte Menschen, die vor der Entscheidung für ein Stoma stehen oder gerade frisch eines bekommen haben, die Angst nehmen, die mich so viele Jahre davon abgehalten hat, ein erfülltes Leben zu führen. Ich möchte zeigen, dass ein künstlicher Darmausgang eine Hilfe ist und nicht das Ende der Welt. Denn im letzten Jahr mit meinem Stoma habe ich eines gelernt: Ich kann alles – und gleichzeitig kacken!
Und tatsächlich habe ich mich noch nie wohler in meiner Haut gefühlt. Ich fühle mich stark, schön und ganz ich.
Es stellte sich heraus, dass da ein faustgroßer Abszess an der alten Darm-Naht war, mit Fistelgängen in einen Muskel, die die Schmerzen im Bein erklärten. Eine Operation war unumgänglich. Wieder entschied ich mich aus Angst gegen das Stoma und ließ einen kolo-analen Durchzug machen. Der Eingriff machte mich stuhlinkontinent – und nach fünf Monaten waren die Beschwerden wieder da. Schlimmer als davor, mit Fisteln in Scheide und Schamlippe, durch die unkontrolliert Stuhl floss.
Nun hatte ich keine andere Chance mehr, und ein Stoma wurde angelegt. Nur drei Tage nach der OP brauchte ich keine Schmerzmittel mehr. Noch einmal drei Tage später konnte ich nach Hause gehen. Ich erholte mich in rasantem Tempo und mein Stoma war von Anfang an kein Problem für mich. Fünfzehn Jahre lang war meine größte Angst die vor einem künstlichen Darmausgang gewesen. Heute kann ich mir nicht vorstellen, ihn wieder herzugeben.
Der Weg, den ich seit der Endometriose-Diagnose gehen musste, hat mich sehr verändert. Ich habe damals begonnen, mich mehr und mehr einem ganzheitlichen Weg zu verschreiben, darauf achtzugegeben, was meine Symptome mir sagen wollen, und basierend darauf mein Leben in neue Bahnen zu lenken. Die ganzheitliche Betrachtung von (gesundheitlichen) Herausforderungen habe ich sogar zu meinem neuen Beruf gemacht.
Und ich habe ein Buch darüber geschrieben – einen Selbsthilfe-Ratgeber zum Thema Endometriose. Das Buch ist sehr erfolgreich, und ich habe Blut geleckt. Bücher zu schreiben, und auf diesem Weg viele Menschen zu inspirieren, ist Mittelpunkt meines beruflichen Lebens geworden. Das zweite Buch ist schon im Entstehen.
Es wird ein Stoma-Mutmach-Buch. Ich möchte Menschen, die vor der Entscheidung für ein Stoma stehen oder gerade frisch eines bekommen haben, die Angst nehmen, die mich so viele Jahre davon abgehalten hat, ein erfülltes Leben zu führen. Ich möchte zeigen, dass ein künstlicher Darmausgang eine Hilfe ist und nicht das Ende der Welt. Denn im letzten Jahr mit meinem Stoma habe ich eines gelernt: Ich kann alles – und gleichzeitig kacken!
Und tatsächlich habe ich mich noch nie wohler in meiner Haut gefühlt. Ich fühle mich stark, schön und ganz ich.