Mountainbiken und Waldlaufen - meine Lebenselixiere
Mit 18 Jahren bin ich krank geworden, Colitis Ulcerosa und nicht Morbus Crohn, wie sich viele Jahre später herausstellte; mit 21 Jahren wurde mir der komplette Dickdarm entfernt, ungefähr 14 Jahre hatte ich einen Ileum-Pouch, dann mit 37 Jahren ein endständiges Ileostoma wegen High-grade-Dysplasien im Pouch.
Schon vor meiner Krankheit „brauchte“ ich die sportliche Bewegung, damals hauptsächlich das Fußballspielen auf irgendwelchen Wiesen mit Freunden. Um dorthin zu gelangen benützte ich fast immer das Fahrrad, damals lediglich als Mittel zum Zweck.
In den Phasen, in denen es mir besser ging, versuchte ich immer wieder mittels des Fahrrads zu etwas Kondition zu gelangen, und so entdeckte ich das Radeln im Wald, das zu meiner ganz großen Liebe wurde. Im Prinzip war die „Vorbereitung“ dazu, mit dem Stoma ähnlich wie zuvor mit dem Pouch, idealerweise ein kleines Frühstück und am besten nur Schwarztee und keinen Kaffee. Je idealtypischer ich dieses gestaltete, umso „genussvoller“ konnte ich radeln.
Ich trage beim Radeln immer eng anliegende Radlerhosen. Die Herausforderung beim Kauf dieser Hosen ist, dass ich sie nicht zu eng mag, weil sich dann schon die kleinste Füllmenge im Stomabeutel unangenehm anfühlt, sich außerdem die Hose ausbeult und ich es nicht mag, wenn das eventuell sichtbar ist. Da ergab sich schon der ein oder andere Fehlkauf, weil mir eine Radlerhose auf den ersten Blick gut gefiel, sich später in der Praxis aber herausstellte, dass sie zu eng ist.
Mir ist es aber auch generell unangenehm, wenn mir Hosen am Bund zu eng sind, obwohl das Stoma sehr ideal angelegt ist und eigentlich nicht wirklich im Weg ist, aber ich glaube der Grund ist der gleiche wie oben beschrieben. Bei einer etwas locker sitzenden Hose presst sich der Stomabeutel nicht so stark an die Haut und man kann ihn auch leichter kaschieren.
Ich weiß nicht, ob das andere Betroffene auch so empfinden, aber mir ist es viel angenehmer, wenn mein Stuhl in der Konsistenz dicker ist und nicht ganz wässrig, das fühlt sich einfach angenehmer an, obwohl ich das jetzt spontan gar nicht genau begründen könnte. Vielleicht spielt auch unbewusst der Gedanke mit, dass man bei dickerem Stuhlgang länger Zeit hat bis sich der Stomabeutel füllt? Ich denke das ist wahrscheinlich auch bei einem Dünndarmstoma relevanter als bei einem Dickdarmstoma.
Bei diesem Thema möchte ich aber auch gerne gleich zu meinem neuen „Lieblingssport“, dem „Berg/Hügel-Laufen“ kommen. Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass mir einmal “Laufen“ Spaß machen würde. Vor meiner Stoma-Anlage war das Gehen oder gar Laufen immer eher unangenehm, am Fahrrad SITZT man und dabei wird der Schließmuskel eher zusammengedrückt, und so fiel es mir immer leichter, Stuhl zu halten, bzw. zu kontrollieren.
Irgendwann, als ich das Stoma schon mehrere Jahre hatte, dachte ich mir, probiere doch mal einen Weg im Wald zu laufen, den du sonst immer nur geradelt bist. Ich habe ganz, ganz langsam begonnen mit ganz kleinen Schritten, und auch dann bergab, sehr kontrolliert, immer etwas gebeugt, mit dem Hintergedanken, wenn man ausrutscht, kann man dann nicht so tief fallen. Und plötzlich machte es mir großen Spaß, vor allem auch im Winter, wenn mir zum Radeln zu kalt war, im Wald zu laufen. Beim Laufen wird mir nie kalt, ich bin immer in Bewegung und muss mich nur richtig anziehen. Ich habe Wege entdeckt, die mir zu eng oder zu technisch zum Radeln waren.
Das Witzige ist, dass die „ernährungstechnische“ Vorbereitung beim Laufen für mich weniger relevant ist als beim Radeln. Ich kann es nicht genau erklären, vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich nicht mit eng anliegenden Hosen laufe und ich deswegen die Füllung des Stomabeutels nicht so wahrnehme. Außerdem empfinde ich mich beim Laufen als flexibler, falls ich doch einmal „austreten“ muss, ist das irgendwie schneller erledigt. Ich habe kein Fahrrad dabei, dass ich irgendwo anlehnen muss.
Natürlich muss man für das Laufen das Glück haben, dass keine Gelenke oder Knie vorbelastet sind, weil die Belastung für diese Körperteile sicher viel höher ist als beim Radfahren, obschon ich mich wie gesagt ganz langsam an das Laufen herangetastet habe und der Waldboden, ich liebe ihn, stark dämpfend ist.
Beim Laufen oder Radfahren im Wald wird mir nie langweilig, sobald ich aber nur ein Stück am Asphalt laufen muss, passiert das viel eher. Im Wald achte ich ständig auf die Bodengegebenheiten, vielleicht schon deshalb empfinde ich es dort nie als eintönig.
Ich weiß, dass das auch oft kritisiert wird, aber ich radle oder laufe fast immer mit Musik in den Ohren, wenn ich allein unterwegs bin. Mich motiviert das unheimlich, und ich denke auch, dass dies im Wald weniger kritisch ist als in Konfrontation mit dem Straßenverkehr.
Ich genieße jetzt einfach diesen Wechsel sehr, besonders im Urlaub. Ich bin Keiner, dem es Spaß macht mehrere Tage hintereinander Rad zu fahren, und so kann ich mit dem Laufen abwechseln. Interessant war es für mich auch, wie dabei unterschiedliche Muskelpartien belastet werden. Ich brauchte früher im Urlaub, nach einer längeren Tour, unbedingt eine Sportpause, weil alle Muskeln „weh taten“, aber das Laufen am nächsten Tag ging ohne Probleme.
Für mich war Sport auch immer ein ganz starker psychischer Motivator, denn es ist einfach unglaublich, wie es mir immer nach dem Sport psychisch besser geht. Ich habe aber auch das große Glück, dass mich „irgendetwas“ antreibt Sport zu machen, mich körperlich zu verausgaben, weil ich von Anderen weiß und es sehr gut nachempfinden kann, wie schwer es Menschen haben, wenn dieser innerliche Motivator fehlt.
Mir ist beim Sport noch nie ein Stomabeutel undicht geworden, kein einziges Mal, oft habe ich das Gefühl, dass sich die Darmtätigkeit beim Sport stark vermindert oder sogar aussetzt, vielleicht weil sich der Körper auf die Muskelversorgung konzentriert und man selber auch ganz fokussiert ist.
Mir ist jetzt „im Alter 50+“ auch sehr angenehm aufgefallen, dass ich noch „entspannter“ Sport betreibe als früher. Ich weiß nicht, ob das ein spezifisches Phänomen bei mir war, weil ich nie Leistungssport betrieben habe, oder es vielleicht vielen Menschen beim Sport so geht, dass man seine Leistung einfach zu „ernst“ nimmt. Paradoxerweise habe ich schon immer, seitdem ich krank war, zu 99% Sport allein betrieben, also hat dieses „Sich-messen-wollen“ bei mir sowieso keine Relevanz gehabt. Andererseits, wenn es nicht übertrieben ist, kann dies natürlich auch ein positiver Motivator zum Sport sein. Jedenfalls ist es mir aufgefallen, dass ich, wenn ich jetzt zum Beispiel Radfahren gehe, meine aktuelle Kondition viel besser akzeptieren kann und ich mich deswegen nicht mehr so vollkommen unnötig übertrieben „quäle“, was nebenbei sowieso immer kontraproduktiv war. Ich sehe den Sport, viel mehr als früher, nur mehr als positiven Faktor für meine Fitness und Gesundheit und genieße es dann einfach irgendwo mehrere Stufen raufgehen zu können und danach nicht atemlos nach einer Pause zu lechzen.
Natürlich hat mir meine „Fitness“ früher auch sehr geholfen krankheitsbedingte Rückschläge schneller zu verkraften, obwohl es oft schon sehr mühsam war immer wieder teilweise ganz von vorne zu beginnen; ich erinnerte mich daran, wie leicht mir schon manches beim Sport gefallen ist. Derzeit habe ich das Glück schon sehr lange keine gravierenden, gesundheitlichen Rückschläge zu erleben und vielleicht hat auch die sportliche Bewegung dazu beigetragen.
Schon vor meiner Krankheit „brauchte“ ich die sportliche Bewegung, damals hauptsächlich das Fußballspielen auf irgendwelchen Wiesen mit Freunden. Um dorthin zu gelangen benützte ich fast immer das Fahrrad, damals lediglich als Mittel zum Zweck.
In den Phasen, in denen es mir besser ging, versuchte ich immer wieder mittels des Fahrrads zu etwas Kondition zu gelangen, und so entdeckte ich das Radeln im Wald, das zu meiner ganz großen Liebe wurde. Im Prinzip war die „Vorbereitung“ dazu, mit dem Stoma ähnlich wie zuvor mit dem Pouch, idealerweise ein kleines Frühstück und am besten nur Schwarztee und keinen Kaffee. Je idealtypischer ich dieses gestaltete, umso „genussvoller“ konnte ich radeln.
Ich trage beim Radeln immer eng anliegende Radlerhosen. Die Herausforderung beim Kauf dieser Hosen ist, dass ich sie nicht zu eng mag, weil sich dann schon die kleinste Füllmenge im Stomabeutel unangenehm anfühlt, sich außerdem die Hose ausbeult und ich es nicht mag, wenn das eventuell sichtbar ist. Da ergab sich schon der ein oder andere Fehlkauf, weil mir eine Radlerhose auf den ersten Blick gut gefiel, sich später in der Praxis aber herausstellte, dass sie zu eng ist.
Mir ist es aber auch generell unangenehm, wenn mir Hosen am Bund zu eng sind, obwohl das Stoma sehr ideal angelegt ist und eigentlich nicht wirklich im Weg ist, aber ich glaube der Grund ist der gleiche wie oben beschrieben. Bei einer etwas locker sitzenden Hose presst sich der Stomabeutel nicht so stark an die Haut und man kann ihn auch leichter kaschieren.
Ich weiß nicht, ob das andere Betroffene auch so empfinden, aber mir ist es viel angenehmer, wenn mein Stuhl in der Konsistenz dicker ist und nicht ganz wässrig, das fühlt sich einfach angenehmer an, obwohl ich das jetzt spontan gar nicht genau begründen könnte. Vielleicht spielt auch unbewusst der Gedanke mit, dass man bei dickerem Stuhlgang länger Zeit hat bis sich der Stomabeutel füllt? Ich denke das ist wahrscheinlich auch bei einem Dünndarmstoma relevanter als bei einem Dickdarmstoma.
Bei diesem Thema möchte ich aber auch gerne gleich zu meinem neuen „Lieblingssport“, dem „Berg/Hügel-Laufen“ kommen. Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass mir einmal “Laufen“ Spaß machen würde. Vor meiner Stoma-Anlage war das Gehen oder gar Laufen immer eher unangenehm, am Fahrrad SITZT man und dabei wird der Schließmuskel eher zusammengedrückt, und so fiel es mir immer leichter, Stuhl zu halten, bzw. zu kontrollieren.
Irgendwann, als ich das Stoma schon mehrere Jahre hatte, dachte ich mir, probiere doch mal einen Weg im Wald zu laufen, den du sonst immer nur geradelt bist. Ich habe ganz, ganz langsam begonnen mit ganz kleinen Schritten, und auch dann bergab, sehr kontrolliert, immer etwas gebeugt, mit dem Hintergedanken, wenn man ausrutscht, kann man dann nicht so tief fallen. Und plötzlich machte es mir großen Spaß, vor allem auch im Winter, wenn mir zum Radeln zu kalt war, im Wald zu laufen. Beim Laufen wird mir nie kalt, ich bin immer in Bewegung und muss mich nur richtig anziehen. Ich habe Wege entdeckt, die mir zu eng oder zu technisch zum Radeln waren.
Das Witzige ist, dass die „ernährungstechnische“ Vorbereitung beim Laufen für mich weniger relevant ist als beim Radeln. Ich kann es nicht genau erklären, vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich nicht mit eng anliegenden Hosen laufe und ich deswegen die Füllung des Stomabeutels nicht so wahrnehme. Außerdem empfinde ich mich beim Laufen als flexibler, falls ich doch einmal „austreten“ muss, ist das irgendwie schneller erledigt. Ich habe kein Fahrrad dabei, dass ich irgendwo anlehnen muss.
Natürlich muss man für das Laufen das Glück haben, dass keine Gelenke oder Knie vorbelastet sind, weil die Belastung für diese Körperteile sicher viel höher ist als beim Radfahren, obschon ich mich wie gesagt ganz langsam an das Laufen herangetastet habe und der Waldboden, ich liebe ihn, stark dämpfend ist.
Beim Laufen oder Radfahren im Wald wird mir nie langweilig, sobald ich aber nur ein Stück am Asphalt laufen muss, passiert das viel eher. Im Wald achte ich ständig auf die Bodengegebenheiten, vielleicht schon deshalb empfinde ich es dort nie als eintönig.
Ich weiß, dass das auch oft kritisiert wird, aber ich radle oder laufe fast immer mit Musik in den Ohren, wenn ich allein unterwegs bin. Mich motiviert das unheimlich, und ich denke auch, dass dies im Wald weniger kritisch ist als in Konfrontation mit dem Straßenverkehr.
Ich genieße jetzt einfach diesen Wechsel sehr, besonders im Urlaub. Ich bin Keiner, dem es Spaß macht mehrere Tage hintereinander Rad zu fahren, und so kann ich mit dem Laufen abwechseln. Interessant war es für mich auch, wie dabei unterschiedliche Muskelpartien belastet werden. Ich brauchte früher im Urlaub, nach einer längeren Tour, unbedingt eine Sportpause, weil alle Muskeln „weh taten“, aber das Laufen am nächsten Tag ging ohne Probleme.
Für mich war Sport auch immer ein ganz starker psychischer Motivator, denn es ist einfach unglaublich, wie es mir immer nach dem Sport psychisch besser geht. Ich habe aber auch das große Glück, dass mich „irgendetwas“ antreibt Sport zu machen, mich körperlich zu verausgaben, weil ich von Anderen weiß und es sehr gut nachempfinden kann, wie schwer es Menschen haben, wenn dieser innerliche Motivator fehlt.
Mir ist beim Sport noch nie ein Stomabeutel undicht geworden, kein einziges Mal, oft habe ich das Gefühl, dass sich die Darmtätigkeit beim Sport stark vermindert oder sogar aussetzt, vielleicht weil sich der Körper auf die Muskelversorgung konzentriert und man selber auch ganz fokussiert ist.
Mir ist jetzt „im Alter 50+“ auch sehr angenehm aufgefallen, dass ich noch „entspannter“ Sport betreibe als früher. Ich weiß nicht, ob das ein spezifisches Phänomen bei mir war, weil ich nie Leistungssport betrieben habe, oder es vielleicht vielen Menschen beim Sport so geht, dass man seine Leistung einfach zu „ernst“ nimmt. Paradoxerweise habe ich schon immer, seitdem ich krank war, zu 99% Sport allein betrieben, also hat dieses „Sich-messen-wollen“ bei mir sowieso keine Relevanz gehabt. Andererseits, wenn es nicht übertrieben ist, kann dies natürlich auch ein positiver Motivator zum Sport sein. Jedenfalls ist es mir aufgefallen, dass ich, wenn ich jetzt zum Beispiel Radfahren gehe, meine aktuelle Kondition viel besser akzeptieren kann und ich mich deswegen nicht mehr so vollkommen unnötig übertrieben „quäle“, was nebenbei sowieso immer kontraproduktiv war. Ich sehe den Sport, viel mehr als früher, nur mehr als positiven Faktor für meine Fitness und Gesundheit und genieße es dann einfach irgendwo mehrere Stufen raufgehen zu können und danach nicht atemlos nach einer Pause zu lechzen.
Natürlich hat mir meine „Fitness“ früher auch sehr geholfen krankheitsbedingte Rückschläge schneller zu verkraften, obwohl es oft schon sehr mühsam war immer wieder teilweise ganz von vorne zu beginnen; ich erinnerte mich daran, wie leicht mir schon manches beim Sport gefallen ist. Derzeit habe ich das Glück schon sehr lange keine gravierenden, gesundheitlichen Rückschläge zu erleben und vielleicht hat auch die sportliche Bewegung dazu beigetragen.
A.